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Ventoy: Ein Multiboot-Geschenk des Himmels

Multiboot-USB-Sticks waren bis vor Kurzem - ähämmm - eine Plage. Bühne frei für Ventoy, ein veritables Multiboot-Geschenk des Himmels.

Lösungen für multible bootfähige Images auf einem einzigen USB-Stick haben eine lange, unrühmliche Geschichte, wusste doch in der Vergangenheit keines der vielen Tools zu überzeugen. Knackpunkt #1 neben der miserablen Kompatibilität mit vielen Images: Für jedes hinzuzufügende Image musste ein Programm gestartet, eine ISO hinzugefügt, auf OK geklickt und ein Stoßgebet gesprochen werden. Ausgang ungewiss.

Alles neu macht der Mai Ventoy

Ventoy hingegen arbeitet nach dem Set-and-Forget-Prinzip: Einmal auf dem USB-Stick installiert, müssen zusätzliche ISOs nur noch dorthin kopiert werden. Die Ventoy-Anwendung wird hierfür nicht mehr benötigt. Wer den Stick schon vorher einbindet, kann ihn auch direkt als Download-Ziel für ein Image angeben: aus der Internetleitung direkt auf den Stick, besser gehts nicht.  Die Kompatibilität mit den unterschiedlichen Images könnte ebenfalls kaum besser sein: Derzeit wurden über 770 Images getestet und für gut befunden, von den 275 beliebtesten Distributionen auf distrowatch.com sind 90 Prozent kompatibel. Selbstverständlich versteht sich Ventoy auch mit Abbildern in den Formaten WIM/IMG/VHD(x)/EFI und auch Windows-Installationsmedien werden unterstützt. Über Skripte lassen sich unbeaufsichtigte Installationen durchführen, der Clou dabei: Die Abbilder müssen dafür nicht modifiziert werden, eine Einbindung der Skripte in Ventoy reicht aus.

Mit Ventoy klappts auch mit der unbeaufsichtigten Installation. Images: ventoy.net
 
Funktionen über Funktionen

Auch exotischere Funktionen werden von Ventoy unterstützt. An allererster Stelle ist natürlich die Persistenz-Funktion zu nennen. Dies bedeutet, dass ein Multiboot-USB-Stick auch als gewöhnlicher mobiler Datenträger fungiert, auf dem Daten gesichert oder zusätzliche Pakete installiert werden können. Dabei ist allerdings Mäßigung angesagt, wenn man Dateien einfach auf die entsprechende Partition kopieren möchte (was durchaus möglich ist). Wer zum Beispiel einen Windows-Benutzerordner mit rund 20.000 Dateien und einer Schwere von 8GB auf der Partition mit den Abbildern parkt, wird feststellen, dass es beim Booten des Sticks eine halbe Ewigkeit dauert, bis die verfügbaren Images angezeigt werden. Das liegt daran, dass Ventoy bei jedem Bootvorgang den Datenträger nach verfügbaren Abbildern scannt, was bei vielen Dateien entsprechend lange dauern kann. Nähere Informationen zum Thema Persistenz sind hier verfügbar (englisch).
Weitere Funktionen (Auswahl):

  • Medium-Agnostik: USB/Local Disk/SSD/NVMe/SD Card 
  • Support für virtuelle Abbilder (vhd, vdi, raw)
  • Design und Menüstil anpassbar
  • Non-destruktive Installation unter Linux: Die Daten auf einem vorhandenen Medium bleiben bei der Einrichtung von Ventoy unangetastet (seit Version 1.0.60)

Jetzt noch einfacher für Pinguinfreunde

Seit Version 1.0.52 offeriert auch die Linux-Version eine Graphische Oberfläche zur Installation und Aktualisierung von Ventoy auf dem USB-Stick und erspart den zuvor unerlässlichen Ausflug ins Terminal. Der Kommandozeilenbefehl

$ sudo ventoy -i /dev/sdx 

ist also nicht mehr nötig, um den Stick für kommende Aufgaben vorzubereiten.

Ventoy GUI jetzt auch für Linux verfügbar. Screenshot: s3n·net

Fazit und Verfügbarkeit

Ventoy ist ein fantastisches Stück Open-Source-Software und steht kostenlos für Linux und Windows zur Verfügung - Apfelfreunde müssen leider in die Röhre schauen. Wer für das Projekt spenden möchte, hat hier dazu Gelegenheit. Wer lieber die Ärmel hochkrempelt als das Portemonnaie zu zücken, ist auf Github dazu eingeladen.

Simon says:

Lust auf Windows 11, aber kein TPM 2.0? Mit Ventoy gelingt auch die Installation auf Systemen, über die der Windows PC Health Check den Daumen gesenkt hat. Ein ausführlicher Artikel dazu ist bei computerbase.de verfügbar.

 

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