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About: API Wars

Erst Twitter, nun Reddit: Die APIs werden vernagelt oder astronomisch teuer gemacht. Offenbar halten sich die großen Anbieter inzwischen für groß genug, um Drittanbieter auszuschließen.

Aber eins nach dem anderen: Eine API (Application Programming Interface) ist eine Schnittstelle, die es erlaubt, auf eine Server-App (z.B. Twitter oder Reddit) zuzugreifen. Mit anderen Worten: Für Drittanbieter ist die API das Tor zum jeweiligen Dienst. Wer auch immer eine alternative, nicht offizielle Reddit-App entwickeln möchte, ist auf die API von Reddit angewiesen. Durch die offene API entstand erst das reichhaltige Reddit-Ökosystems wie wir es heute kennen. Und genau diese API hat Reddit nun dicht bzw. unbezahlbar gemacht. Daher haben zahlreiche unabgängige Apps aus dem Reddit-Universum bereits den Hut an den Nagel gehängt bzw. dies angekündigt, so etwa die beliebte Apollo App für iOS - $2.000.000 monatliche API-Gebühren waren dann doch was zuviel

Das Muster verdichtet sich

Offenbar ist Folgendes bei CEOs gängige Denke und Praxis: Erst gebe ich mich offen, um durch das unbezahlte Schaffen von Freiwilligen (bei Reddit die Anwender und Moderatoren) möglichst schnell zu wachsen. Doch wenn der scheinbar richtige Moment gekommen ist, werden die Fenster und Türen verrammelt, um den eigenen Datenschatz möglichst gewinnbringend zu monetarisieren. Einige Vertreter dieser Spezies sagen sogar, es wäre unfair, auf "ihren Datenschatz" - wohlgemerkt durch freiwillige, unbezahlte Anwender und Moderatoren generiert - kostenlos zugreifen zu können... Uns kommen die Tränen.

Dort sagte er (Reddit CEO Steve Huffmann ) aber, dass es einfach nicht fair sei, dass Apps wie Apollo nicht für den API-Zugang bezahlen. Es handle sich um Konkurrenzangebote, welche die Inhalte kostenfrei zugänglich machen würden, die man selbst mit Werbung finanziere.

🗨 https://www.heise.de/news/Blackout-Reddits-Geschaeftsfuehrer-geht-in-die-Offensive-Drohung-an-Moderatoren-9189426.html

Das wäre ja fast so, als ob OpenStreetMap über Nacht ihre Daten als ihren exklusiven Datenschatz erklären und kostenpflichtig machen würde - Danke liebe Community für den riesigen Datenschatz, aber jetzt wollen wir den zu richtig Geld machen, deswegen müssen jetzt alle bezahlen, auch ihr.
Es scheint einfach keine gute Idee zu sein, Beitragende, die bereits Zeit, Mühe und Leidenschaft investiert haben - wie beispielsweise den Autor der Apollo-App oder den Moderator eines Subreddits, nochmals - diesmal monetär zu melken.

Daten zu Geld machen

Das dahinterstehende Modell ist schnell erklärt: Daten sammeln, sammeln, sammeln und dann richtig teuer verkaufen. Dabei sind Konkurrenten und Drittanbieter natürlich störend und werden nicht toleriert. Es scheint förmich einen psychologischen Mechanismus zu geben, dass Teilhabe Dritter willkommen ist, solange man sich noch nicht groß genug wähnt, aber in höchstem Maße unwillkommen, sobald man sich groß genug wähnt.
Da man den Zugang zur eigenen Webseite naturgemäß besser nicht sperren sollte, bieten sich hier die APIs an, um wenigstens Drittanbieter von beispielsweise Apps auszuschließen, die auf die eigenen Daten zugreifen.

Community unterschätzt

Glücklicherweise sind die verschiedenen Communities mittlerweile gut vernetzt und flexibel: Ist Twitter perdu, geht man halt zu Mastodon. Macht Reddit doofe Sachen, geht man halt zu Lemmy.
Die Zeiten, in denen die Nutzer auch Entscheidungen der übelsten Sorte von großen IT-Unternehmen ausgeliefert waren, sind ironischerweise vorbei, seitdem Alternativen nur eine Google-Suche entfernt sind. So lassen sich die großen Migrationswellen Richtung Mastodon und Lemmy gut erklären.

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